Geburtsstunde der Luftfahrt
In den frühen Morgenstunden des 14. August 1901 hat Gustav Weisskopf, geboren im mittelfränkischen Leutershausen bei Ansbach, Luftfahrtgeschichte geschrieben. Auf einem Feld außerhalb von Fairfield im US-Bundesstaat Connecticut startete er mit seiner selbstgebauten Flugmaschine "Nr. 21", der er den Namen 'Condor' gegeben hatte, zum ersten erfolgreichen motorbetriebenen Flug der Geschichte. Bis auf eine Höhe von etwa 15 Meter trug ihn seine Flugmaschine, angetrieben durch von ihm selbst gebaute Motoren. Nach einer halben Meile (800 m) landete er sein Luftfahrzeug sanft und unbeschädigt. An diesem Tag unternahm er vier Flüge, der weiteste reichte über eine Strecke von anderthalb Meilen (2,4 km).
An den folgenden Tagen berichteten die Zeitungen der Umgebung von diesem Ereignis. Weisskopf selbst war mit seinen Flügen immer unzufrieden: “Die Flüge taugen alle nichts, weil sie nicht lange genug anhalten. Hinfliegen können wir noch nicht überall. Das Fliegen wird erst dann eine Bedeutung erhalten, wenn wir jederzeit an jeden beliebigen Ort fliegen können.”
Dieser Pionierleistung gingen viel Tüftelei und unzählige Experimente voraus. Es wäre jedoch niemals soweit gekommen, wäre da nicht Weisskopfs Entschlossenheit gewesen zu beweisen, dass es einem Menschen möglich sein wird, sich mit Hilfe eines Flugapparates durch die Lüfte zu bewegen. Ruhm und Anerkennung waren dem begabten Konstrukteur und findigen Tüftler bei weitem nicht so wichtig wie der Drang, seine Vision vom Fliegen verwirklicht zu sehen. Und so konnte es geschehen, dass die Brüder Orville und Wilbur Wright jahrzehntelang als die ersten Motorflieger galten, obwohl sie erst 855 Tage nach dem Pionierflug von Gustav Weisskopf mit ihrem 'Flyer' genannten Flugapparat Entfernungen zwischen 37 und 260 Meter zurück gelegt hatten.
Dieses Bild erschien zusammen mit einem Bericht in der Sonntagsausgabe des New York Herald vom 16. Juni 1901. Es zeigt die Flugmaschine Nr. 21 neben einem Schuppen im Hinterhof des Anwesens von Gustav Weisskopf in der Pine Street 241, in Bridgeport, US-Bundesstaat Connecticut. Rechts im Hintergrund Louise Weisskopf mit Töchterchen Rose auf dem Arm.
Weisskopf vor seiner Condor Nr. 21 im Frühjahr 1901.
Er hält den Motor für den Radantrieb.
Die Flugmaschine hatte eine Tragflächenspannweite von
10,6 Meter.
Der Nachbau der Flugmaschine Nr. 21 bei der Flugvorführung auf dem Flugplatz Ingolstadt-Manching. Eine der Hauptaufgaben der Flughistorischen Forschungsgemeinschaft Gustav Weisskopf war die Nachprojektierung von Weisskopfs Flugmaschine "Nr. 21" aus dem Jahre 1901. Durch die mit dem Nachbau in 1996 erzielten bemannten Schleppflüge und vor allem mit den erfolgreichen, gesteuerten motorisierten Flügen in 1997 wurde der Beweis erbracht, dass die von Weisskopf 1901 verwendete Technik für Flüge geeignet war. Ferner wurde bewiesen, dass die Maschine die Voraussetzungen besaß, kontrollierte Flüge durchzuführen. Die Aussagen der Zeitzeugen über Weisskopfs Pionierleistungen wurden somit bestätigt.
Draufsicht auf den flugfähigen Nachbau "Nr. 21B". |
Der Nachbau 21B wurde in einer Medienpräsentation der Öffentlichkeit auf dem Flughafen Manching am 18. Februar 1998 vorgestellt. Mit einem Testpiloten am Steuer flog er in etwa zwei Meter Höhe eine Strecke von rund 1000 Meter, landete, drehte um und flog die gleiche Strecke zurück. Beide Flüge dauerten ungefähr 90 Sekunden.
Eine ausführliche Beschreibung der Entstehung dieses Projektes hat unser Ehrenvorsitzender Hermann Betscher in einer 32-seitigen, illustrierten
Dokumentation verfasst. „Der Durchbruch mit der ‘Nr. 21B’ — Eine Erfolgsgeschichte“, hier als PDF zum herunterladen, bietet einen Einblick und Hintergrundinformationen in die Planung und Umsetzung dieses ehrgeizigen Unternehmens.
In seinem 328-seitigen Werk „Ich flog vor den Wrights“, erhältlich im Deutschen Flugpionier-Museum, widmet der Autor Albert Wüst diesem Projekt ein ganzes Kapitel. Auch der vorangegangene Nachbau in den USA ist beschrieben. Dieses Werk ist leider inzwischen vergriffen.
Diese Luftaufnahme aus dem Jahr 1934 zeigt die Städte Fairfield und Bridgeport im US-Bundesstaat Connecticut mit dem Feld, von dem Gustav Weisskopf am 14. August 1901 mit seiner Condor Nr. 21 zum ersten erfolgreichen Motorflug des Geschichte abhob. Die ersten Jahre des 20. Jahrhunderts brachten mehrere Pioniere der Luftfahrt hervor:
1901 - Gustav Weisskopf, 14. August 1901. 800 m weit in 15 m Höhe.
1903 - Karl Jatho, 18. August 1903. Angeblich 18 m weit in 1 m Höhe.
1903 - Orville und Wilbur Wright, 17. Dezember 1903. Angeblich 36 m weit in 3 m Höhe.
1906 - Alberto Santos Dumont, 23. Oktober 1906. 60 m weit in 5 m Höhe.
Damit war Gustav Albin Weisskopf mit einem Abstand von mehr als zwei Jahren
Erster erfolgreicher Motorflieger der Geschichte !